Wenn drei Spezialisten ihr Know-how bündeln, entsteht echte Innovation. Rollstar suchte eine nachhaltige Schmierlösung, MOTOREX entwickelte das passende biologisch abbaubare Industriegetriebeöl, SKF lieferte die Dichtungsexpertise. Das Ergebnis: Das erste biologisch rasch abbaubare Industriegetriebeöl – technisch überzeugend und ein messbarer Beitrag für mehr Nachhaltigkeit.
Die Idee, gemeinsam ein neues Produkt zu entwickeln, lag auf der Hand. Rollstar und MOTOREX verbindet eine langjährige Partnerschaft – zwei Schweizer Unternehmen, keine 50 Kilometer voneinander entfernt. Innerhalb kurzer Zeit wurde aus dem Vorhaben ein praxiserprobtes Produkt. Möglich machte das vor allem das grosse Engagement aller Beteiligten – und das gemeinsame Bestreben, Umweltbewusstsein, Qualität und Zukunftsfähigkeit miteinander in Einklang zu bringen. Im Gespräch erzählen die Verantwortlichen von Rollstar, SKF und MOTOREX mehr darüber.
Wie kam es zu diesem spannenden Entwicklungsprojekt?
Lukas Ziegler, CEO bei Rollstar: Der Anstoss kam aus unserem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis. Konkret suchten wir ein biologisch abbaubares Industriegetriebeöl, mit maximalem Anteil an nachwachsenden Rohstoffen, mit der Prämisse, keine Kompromisse bei der Leistung machen zu müssen. Wir wussten, dass sich MOTOREX seit Jahren sehr für die Forschung nachhaltiger Produkte engagiert und dadurch ähnliche Werte teilt. Wir sind deshalb mit dieser Idee auf unseren langjährigen Partner zugegangen. Das neue Produkt soll in unseren Montage- und Betriebshandbüchern offiziell zugelassen werden. Unsere Kunden sollen es direkt einsetzen können – ohne Umwege, mit allen nötigen Freigaben. Die Nachfrage ist klar spürbar, insbesondere in sensiblen Bereichen wie Offshore-Anlagen, der Bohrtechnik oder dem Schienenverkehr. Biologisch abbaubare Produkte sind hier zunehmend gefragt.
Wie lief die Umsetzung?
Sandro Gissi, Product Manager bei MOTOREX: Es war ein sehr anspruchsvolles und ambitioniertes Projekt. Gemeinsam mit Rollstar führten wir zunächst intensive Entwicklungsgespräche, definierten Zielparameter und setzten zahlreiche Labortests um – lange bevor erste Prüfstandversuche starteten. Als Referenz diente unser bewährtes synthetisches Hochleistungsgetriebeöl GEAR SINTEC CLP, mit dem wir Rollstar und deren Kunden bereits seit Jahren beliefern. Ergänzend haben wir auch die mineralölbasierte Alternative aus dem bestehenden Sortiment einbezogen. Ziel war es, ein biologisch abbaubares Industriegetriebeöl mit möglichst hohem Anteil an nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln. Es sollte den CO2-Fussabdruck nachhaltig senken und mindestens die Leistung des bisherigen Spitzenprodukts erreichen, idealerweise sogar übertreffen. Für den Prüfstandtest durften wir auf die Unterstützung von Rollstar zählen. Sie richteten zwei identisch konfigurierte Prüfgetriebe ein, um die Produkte unter exakt gleichen Bedingungen zu vergleichen. Parallel dazu entwickelten wir im Labor das GEAR SINTEC ECO CLP. Ob das Konzept tatsächlich aufgehen würde, war anfangs ungewiss. Erst der Prüfstand zeigte: Das neue Produkt erreicht nicht nur das Niveau des Benchmarkprodukts. Dank seiner optimierten Wärmeaufnahme- und Wärmeabgabefähigkeit unterstützt das Öl eine konstante Betriebstemperatur im Getriebe. Das reduziert den Verschleiss, verlängert die Lebensdauer der Komponenten und schafft einen spürbaren Mehrwert – technisch, wirtschaftlich und ökologisch.
Wann kam SKF ins Spiel?
Sandro Gissi: Ein Entwicklungstest ist nur dann belastbar, wenn alle systemrelevanten Materialien berücksichtigt werden – insbesondere auch die Dichtwerkstoffe. Gerade bei biologisch abbaubaren Ölen ist die Wechselwirkung mit Elastomeren ein zentraler Aspekt, da diese Formulierungen andere chemische Eigenschaften aufweisen können als konventionelle Öle. Um mögliche Inkompatibilitäten frühzeitig auszuschliessen, haben wir den direkten Austausch mit SKF (Schweiz) AG gesucht. Dort wurde unser Vorhaben sofort aufgegriffen, und man unterstützte uns mit umfangreichen Elastomerverträglichkeitstests nach etablierten Prüfstandards.
Mit welchem Ergebnis?
Michael Arnold, technischer Verkaufsberater bei der SKF (Schweiz) AG: Das Resultat war mit all unseren Komponenten eindeutig: Die getesteten Dichtungen haben hervorragend mit dem biologisch abbaubaren Öl funktioniert. Wir waren positiv überrascht, wie gut die Verträglichkeit ausfiel. Das ist keineswegs selbstverständlich. SKF hat weltweit bereits zahlreiche Tests durchgeführt, und jeder davon ist einzigartig – insbesondere bei Neuentwicklungen einzelner Systemkomponenten wie in diesem Fall. Umso erfreulicher war es, dass es keinerlei unerwartete Reaktionen gab: Die Dichtungsverträglichkeit war hervorragend.
Welchen Herausforderungen sind Sie während des Entwicklungsprozesses begegnet?
Andreas Reinbold, Seals Sales Manager bei der SKF (Schweiz) AG: Technisch gesehen gab es in der Zusammenarbeit keine grösseren Hürden. Die Herausforderung lag eher in den komplexen und stark regulierten Abläufen unseres Konzerns: die richtigen Stellen für die Tests zu finden, Freigaben für Materialien zu erhalten und juristische Rahmenbedingungen zu klären. Gerade bei Tests mit mehreren Parteien ist das ein komplexer Prozess. In der Kommunikation mit den Projektpartnern hingegen war alles sehr offen und effizient. Interessant war für uns zu sehen, wie agil die Zusammenarbeit in der Schweiz funktionieren kann. Für uns als grosses Unternehmen war es durchaus herausfordernd, in diesem agilen Umfeld mitzuhalten. Wir planen alles lange voraus, und weltweit laufen viele Projekte.
Michael Wacker, stellvertretender Konstruktionsleiter bei Rollstar: Bei uns war es gerade andersherum. Unsere Wege sind kürzer, was vieles vereinfacht. Unsere Herausforderung war eher technischer Natur – insbesondere beim Aufbau der Testmechanik. Jeder Test bringt neue Anforderungen mit sich. Unser Prüfstand ist neu. Wir etablieren und optimieren die Prozesse laufend, weshalb es noch einige unvorhersehbare Ereignisse gibt.
Markus Kurzwart, Laborleiter bei MOTOREX: Unsere schwierigste Aufgabe war, die hohe Performance, die Dichtungsverträglichkeit und die biologische Abbaubarkeit nach OECD 301B Standard in einem Produkt zu vereinen. Am Ende macht genau dies das Projekt so besonders – und so erfolgreich.
Was nehmen Sie aus dem Projekt mit?
Patrick Rauch, Konstruktionsleiter bei Rollstar: Technisch haben wir gesehen, dass sich das GEAR SINTEC ECO CLP im Temperaturverhalten sehr gut bewährt hat. Wir können es nun unseren Kunden als offizielle Option anbieten. Für uns ist das ein echter Fortschritt.
Andreas Reinbold: Besonders spannend war für uns die Erkenntnis, wo genau die Temperaturgrenzen des Öls von MOTOREX liegen. Aber auch die Zusammenarbeit mit zwei vermeintlich kleinen Partnern im globalen Vergleich hat gezeigt, welches Innovationspotenzial in der Schweiz steckt. Trotz unserer Konzernstruktur war es ein Projekt auf Augenhöhe – schnell, offen und mit klaren Ergebnissen. Solche Projekte sind in der Schweiz eher selten, insbesondere im Getriebebereich, und deshalb extrem interessant. Dass wir ein so nachhaltiges Projekt in so kurzer Zeit realisieren konnten, spricht für die Qualität und die Dynamik unserer Partnerschaft. Genau das ist es, was uns an solchen Kooperationen begeistert.
Sandro Gissi: Für uns war das Projekt ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche, praxisnahe Entwicklung – gemeinsam mit den Anwendern, auf kurzem Weg und mit einer hohen Wirkung.
Rollstar – Hydraulik und Getriebe aus der Schweiz
Rollstar ist ein Spezialist für leistungsstarke Hydraulikmotoren und kompakte Planetengetriebe. Das Schweizer Unternehmen fertigt robuste Antriebskomponenten für anspruchsvolle Einsatzbereiche wie den Tunnelbau, Offshore-Anlagen oder die Bohrtechnik für Drehmomente von 1500 Nm bis 6,5 Millionen Nm. Mit einer hohen Fertigungstiefe, Flexibilität und einem Fokus auf praxisnahe Lösungen bietet Rollstar eine weltweit bewährte Technik – made in Switzerland.
SKF – Dichtungskompetenz in globaler Dimension
Als weltweit führender Anbieter von Lager-, Dichtungs- und Schwingungstechnik entwickelt SKF innovative und nachhaltige Lösungen für industrielle Anwendungen jeder Grösse. Der schwedische Technologiekonzern bringt fundiertes Material-Know-how, moderne Prüfsysteme und einen starken Fokus auf Zuverlässigkeit mit. Damit unterstützt SKF seine Partner in unterschiedlichsten Branchen – von der Erstausrüstung bis hin zur Langzeitprüfung. Nachhaltigkeit und technische Präzision gehen dabei Hand in Hand.
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