Die Stadler Rail AG setzt mit seinen Innovationen und zahlreichen Eigenentwicklungen immer wieder Massstäbe. Dazu gehören auch die neuesten Vollbahngetriebe, in denen das Getriebeöl eine Herkulesaufgabe zu erfüllen hat. Mit PENTA CT SAE 75W/90 hat MOTOREX ein sicheres und ausdauerndes Getriebeöl im Sortiment, das sich im Langzeiteinsatz bei der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) bestens bewährt hat. Bernhard Höger, Leiter Getriebe-Engineering bei Stadler Rail, im Interview. 

Herr Höger, weshalb setzt Stadler Rail bei den Bahngetrieben auf Eigenentwicklungen?

Unser Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler hat vor 15 Jahren entschieden, dass die Getriebe nicht mehr extern zugekauft, sondern bei Stadler Rail entwickelt und produziert werden. Schienenfahrzeuge werden in erster Linie an ihrer Verfügbarkeit gemessen. Dazu sind auch die Getriebe massgebend und entscheidend dafür, ob ein Fahrzeug fahren kann oder nicht. Sollte ein Getriebeproblem auftreten, muss dieses schnell und effizient behoben werden können. Externe Lieferanten können für eine schnelle Problemlösung hinderlich sein. Durch den Einsatz unserer eigenen Getriebe können unsere Techniker ganz im Sinne der Bahnbetreiber jederzeit schnell und effizient handeln.

 

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit MOTOREX?

Die Zusammenarbeit begann mit einem Treffen bei der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB), da wir ein anderes Öl als das von der SOB gewünschte Produkt von MOTOREX für die Erstbefüllung der Getriebe verwendet haben. Wir erklärten dies mit dem langen Wechselintervall von 600 000 km des eingesetzten Produkts. Ralf Willkommen, Gruppenleiter Flottenmanagement Technik, schlug vor, einen Vergleichstest des bisherigen von Stadler Rail verwendeten Getriebeöls mit dem von MOTOREX zu machen. Im Sommer 2019 begannen wir, die SOB und die beiden Öllieferanten mit dem mehrjährigen Feldversuch in verschiedenen Fahrzeugen. Die SOB war die treibende Kraft, nahm Ölproben und liess diese von MOTOREX und einem unabhängigen Labor analysieren. Wir von Stadler Rail begleiteten die Tests und kamen zu einem positiven Ergebnis.

In welchen Produkten kommen die neuen Hochleistungsgetriebe zum Einsatz?

Wir haben verschiedene Getriebe aus eigener Produktion. Angefangen mit den T2-Getrieben für den SMILE (Schneller Mehrsystemfähiger Innovativer Leichter Expresszug), für den KISS (Komfortabler Innovativer Spurtstarker S-Bahn-Zug) und den FLIRT (Flinker Leichter Innovativer Regional-Triebzug). Diese haben Leistungen bis zu 1 MW, also gewaltige 1000 kW. Wir bauen mittlerweile aber auch Getriebe für U-Bahnen, Metros und Strassenbahnen, die mit tieferer Leistung von 150 kW oder 200 kW fahren.

 

Welches sind die Vorteile der neuen Getriebegeneration?

Da kann ich gleich mehrere nennen: Die Getriebe sind wesentlich leichter, kompakter gebaut und auch deutlich einfacher zu montieren und zu demontieren. Das wirkt sich positiv auf die Servicefreundlichkeit und den Arbeitsaufwand bei einer Getriebeüberholung aus. Unter dem Strich ist es so, dass die Lifecycle-Kosten unserer neuen Getriebe bauartbedingt tiefer sind als bei den früheren Getrieben.

Geräuschemissionen spielen gerade im öV eine wichtige Rolle. Wie halten Sie diese tief?

Der Gesamtschallpegel des Fahrzeugs ist von entscheidender Bedeutung. Um diesen sowohl für den Fahrgastraum als auch für die Umgebung möglichst tief und angenehm zu halten, legen wir bereits in der Konzeptphase die Getriebeverzahnung entsprechend aus. Wir berechnen die Makrogeometrie so, dass möglichst wenig Schall angeregt wird.

 

Welchen Stellenwert hat das Getriebeöl in der neuen Getriebegeneration?

Das Getriebeöl ist eine wichtige Konstruktionskomponente. Mit dem Getriebeöl schmieren wir nicht nur die Wälzlager sowie die Verzahnung, sondern führen auch die Wärme aus dem Aggregat ab. Diese wird im Betrieb über das Gehäuse in den Ölsumpf abgestrahlt.

 

 

Welche Ergebnisse erzielten die Praxistests mit PENTA CT SAE 75W/90?

Das Getriebeöl von MOTOREX musste sich in einem Feldtest gegen das Produkt eines Mitbewerbers behaupten und hat dies mit Bravour gemeistert. Wir haben das Getriebeöl auf der SOB-Flotte über 700 000 km getestet und nach dieser Zeit waren alle massgebenden Kriterien deutlich innerhalb der zulässigen Werte. Somit kann attestiert werden, dass das MOTOREX Getriebeöl für ein Ölwechselintervall von 600 000 km gut geeignet ist.

 

Welche Erkenntnisse konnten aus den Ölanalysen gewonnen werden?

Die regelmässig durchgeführten Ölanalysen waren ein zentraler Bestandteil des Versuchsbetriebs. Sie gaben über die charakteristischen Kennwerte wie Viskosität, Säurezahl, Verschleiss, Additivabbau usw. Auskunft. Alle Werte lagen stets innerhalb der Grenzwerte und das Öl war selbst nach den Versuchen noch voll gebrauchsfähig. Man hätte also noch locker weiterfahren können.

 

Welches Fazit ziehen Sie aus der Zusammenarbeit?

Wir haben jetzt ein zweites Getriebeöl, mit dem wir die anspruchsvollen Ölwechselintervalle von 600 000 km sicherstellen können. Dadurch senken wir die Lifecycle-Kosten, schonen die Umwelt durch verlängerte Produktenutzung, sprich tieferen Ölverbrauch, und können unseren Kunden eine zweite Bezugsquelle anbieten.

Aus der Perspektive als Anwender und Triebfeder

Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) setzt seit Jahren auf Produkte und Dienstleistungen von MOTOREX. Im Jahr 2023 transportierte die SOB gut 21 Millionen Fahrgäste und legte über 11 Millionen Zugkilometer zurück. Gerade bei der hohen Trassenauslastung und im engen Taktfahrplan ist Pünktlichkeit gefragt. Hierfür ist eine hohe Zuverlässigkeit des Rollmaterials ausschlaggebend.

 

Ein grosser Vorteil der neuen Fahrzeuge mit den Getrieben von Stadler ist der kleinere Instandhaltungsaufwand. Die Ölwechselintervalle konnten von früher 300 000 auf 600 000 km verlängert werden. Auch hat sich die Standzeit zwischen den Getrieberevisionen von früher 1 Million Kilometer auf beeindruckende 4 Millionen Kilometer vervierfacht. Die Motivation, MOTOREX als alternativen Schmierstoffhersteller zu etablieren (siehe Interview B. Höger), lag in der langjährigen Zusammenarbeit und beruhte auf den vielen positiven Erfahrungen mit dem Unternehmen. Als bewährter Stammlieferant bot MOTOREX ein bekanntes und zuverlässiges Produkt, weshalb es nahelag, auch bei den aktuellen Fahrzeugen und Getrieben darauf zu setzen.

 

Konstruktive Zusammenarbeit

Obschon Stadler Rail für die neue Getriebegeneration ein Getriebeöl eines anderen Lieferanten in seinen Instandhaltungsvorgaben vorschlug, hielt Ralf Willkommen an der erfolgreichen Zusammenarbeit mit MOTOREX fest. Stadler unterstützte die Idee, ein weiteres Getriebeöl zu evaluieren. Obwohl der Freigabeprozess dafür langwierig war und von einer Projektlaufzeit von drei bis vier Jahren ausgegangen wurde, war die Zusammenarbeit zwischen MOTOREX, Stadler und der SOB von Anfang an äusserst partnerschaftlich und konstruktiv. Dies ermöglichte es, den Feldversuch mit dem neuen MOTOREX Getriebeöl überhaupt durchzuführen, auszuwerten und daraus einen gegenseitigen Nutzen zu ziehen.

  

Zukunftsorientierte Perspektiven

So bekräftigt Ralf Willkommen: «Unsere langjährige und äusserst konstruktive Zusammenarbeit mit MOTOREX zeichnet sich durch eine enge Kooperation und aktive Unterstützung bei Fragen aus. Wir sind überzeugt, dass wir noch lange nicht am Ende der Entwicklung stehen. Gemeinsam werden wir auch in Zukunft an neuen Lösungen arbeiten und haben bereits Ideen, um uns gegenseitig weiterzuentwickeln.»

 

Mehr über MOTOREX TRUCK LINE.